Vorschlag der Grünen mit Unterstützung der SPD bringt Leben ins Zentrum und eine neue Nutzung für ein Einzeldenkmal
»So eine Gelegenheit ergibt sich nur einmal in 50 Jahren, daher sollten wir zugreifen!« erklärt Christian Büning die Idee für eine »Stadthalle für alle«. Gemeint ist eine neue Nutzung des historischen Rathauses in Oberwesel, nachdem der jetzige Mieter, die Buga gGmbH ihren Standort nach St. Goar verlegen wird. Das Rathaus wird dann in weiten Teilen ab Dezember leer stehen.
Die Eigentümerin des Rathauses ist die Stadt Oberwesel, es ist aber derzeit an die Verbandsgemeinde verpachtet. Der Pachtvertrag läuft im Jahr 2031 offiziell aus. Ob die VG in fünf Jahren eine Verlängerung des Pachtvertrags plant oder nicht, ist bisher offen, gilt aber als weniger wahrscheinlich. Die Anbauten, die in den 70er Jahren hinter dem Rathaus gebaut wurden, beheimaten bisher verschiedene Ämter der Verbandsgemeinde Hunsrück-Mittelrhein und sind sanierungsbedürftig. Gebaut wurde das beliebte Fotomotiv Mitte des 19. Jahrhunderts, ist ortsbildprägend und als Einzeldenkmal geschützt.

Die Grünen schlagen nun – mit Unterstützung der SPD – vor, nach dem Wegzug der Buga und einem absehbaren Weggang der VG aus dem Rathaus das neue Gemeindehaus zu machen. Die zahlreichen Vereine brauchen in Oberwesel ein Zuhause. Einen Ort zum Üben, einen Aufführungsort und einen Ort für Feierlichkeiten. Auf den Flächen des Anbaus und des Atriums soll dazu eine Stadthalle entstehen. Unterhalb der anvisierten Fläche sind bereits jetzt Parkplätze, die für diese Halle genutzt werden könnten.
Dort, wo jetzt die Anbauten am Rathaus sind, wäre ein Baufenster von ungefähr 260 Quadratmetern und könnte Platz für eine Halle bieten mit Sitzplätzen für ca. 280 Personen. Diese Idee bringt einige Vorteile: Das Rathaus und die Halle wären barrierefrei erreichbar und zentral im Ortskern. Im Rathaus könnten Funktionsräume wie etwa Toilettenanlagen, Garderoben oder Stuhllager untergebracht werden, in den oberen Etagen des Rathauses wäre Platz für Vereine wie etwa ein Instrumentenraum für das Blasorchester. Ebenso wäre Platz für die katholische öffentliche Bücherei. »Die Vereine kommen aus der Mitte der Gesellschaft, dann gehört auch die Stadthalle in die Mitte des Orts.« so Büning, »Der Stadtbürgermeister hat angedeutet, ein Verkauf des Rathauses wäre eine Option. Das lehnen wir mit Nachdruck ab! Man verkauft sein Tafelsilber nicht!«
Das Jugendheim ist als Standort für eine Gemeindehalle aus Sicht der Grünen aus mehreren Gründen nicht geeignet. Das Jugendheim ist wunderschön, aber leider für viele Menschen schwer erreichbar wegen seiner Lage oben am Hang. Wer eine Gemeindehalle im Jugendheim bauen will, muss die Frage beantworten, wie die Menschen mit Rollatoren oder Kinderwagen den Berg hoch kommen sollen. Die ungeklärte Parkplatzfrage beim Jugendheim ist nur eine von vielen weiteren Fragen. Die Abrissgenehmigung für Martinsberg 5 ist abhängig davon, ob diese Fragen geklärt werden können. Doch auch wenn diese Fragen tatsächlich geklärt würden, stünde Oberwesel vor einem Sanierungsprojekt, das derzeit mit knapp 5 Millionen Euro im Haushalt steht, aber mit hoher Sicherheit deutlich teurer wird. Die Grünen halten es für unklug, den städtischen Haushalt an die Grenzen der Belastbarkeit zu bringen für eine Gemeindehalle, die nicht von allen erreicht werden kann.
Noch wäre ein Wechsel ohne allzu große Kosten möglich
Jetzt können die unsicheren Planungen für das Jugendheim noch gestoppt werden, ohne dass große Kosten entstanden sind. »Eine »Stadthalle für alle« in Holzbauweise dürfte sicher nur einen Teil von dem Jugendheimbudget kosten. Und wir können so das Leben im Kern von Oberwesel halten!« so Büning, Die »Stadthalle für alle« wäre auf natürliche Weise das neue Zentrum von Oberwesel und würde viele städtebauliche Fragen auflösen.«
In der Stadtratssitzung am Mittwoch wurde der Antrag der Grünen für ein dreimonatiges Moratorium abgelehnt. In diesem Moratorium sollte der Raum geschaffen werden, die Situation für das Rathaus mit dem Wegzug der Buga neu zu bewerten.
Die Grünen und die SPD befürworten ausdrücklich, dass das Jugendheim in städtischer Hand ist und bleibt. Das Gebäude wäre ideal für einen langfristigen Pächter, der dort ein Fortbildungszentrum oder eine kulturelle Einrichtung betreibt. Das Jugendheim muss auch zusammen mit dem Areal um die Martinskirche gedacht werden, die ebenfalls einer Nutzungsänderung entgegensieht.


Eine KI-generierte Darstellung, wie die Stadthalle für alle in Holzbauweise aussehen könnte.