Trotz dunkler Wolken und erster Regentropfen, waren gut 20 Personen unserer Einladung in den Oberweseler Stadtwald gefolgt, darunter Daniela Lukas-von Nievenheim, Spitzenkandidatin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen für den Rhein-Hunsrück-Kreis.
Der Wald dient seinen Besitzern seit jeher als Schutz zur Befestigung der Täler, er wirkt ausgleichend auf unser Klima, reinigt die Luft, produziert Sauerstoff und regelt die Trinkwasserversorgung. Die Nutzfunktion des Waldes ist auch seine wirtschaftliche Bedeutung für die Menschen als klimaneutraler Rohstofflieferant und Energieträger Holz. Im strukturschwachen ländlichen Raum stellt er Arbeitsplätze zur Verfügung. Rund 1,1 Millionen Beschäftigte leben in Deutschland direkt oder indirekt vom Wald.
Nach einer kurzen Einführung durch Revierförster Timo Hans über die Geschichte des Waldes in unserer Kulturlandschaft, ging es guten Mutes und wettergerecht ausgerüstet auf den Weg, um die Auswirkungen des vor unserer Haustür stattfindenden Klimawandels in Augenschein zu nehmen. Besonders interessant für uns war auch die Teilnahme der Jäger – in Person von Erik Zeuner, Hegering-Leiter der Verbandsgemeinde St. Goar-Oberwesel, sowie zweier Jagdpächter, die unsere kleine “Waldfortbildung” mit Praxisbeispielen anschaulich bereichern konnten.
Gleich am ersten Halt erklärte uns der Revierförster, wie der Befall der dort stehenden Fichten durch den Borkenkäfer diese so geschädigt hat, dass die Bäume vorzeitig gefällt werden mussten. Borkenkäfer können dem Wald nutzen, indem sie helfen krankes Holz auszusortieren. Der Jahrhundertsommer 2018 hat die Population jedoch derart vergrößert, dass auch gesunde Bäume befallen wurden und die Tiere großen Schaden anrichteten. Holz, das durch Schädlinge geschwächt ist, bringt nicht denselben Ertrag wie gesundes Holz, was zu Mindereinnahmen beim Verkauf führt. Zudem wird der Baumbestand in zu großem Umfang dezimiert, so dass eine Aufforstung durch junge Bäume den fehlenden Bestand auf Dauer nicht ersetzen kann.
Im Idealfall, so Timo Hans, verjüngt sich der Wald durch sogenannte Naturverjüngung mithilfe eigener Aussaat und dichten Bewuchs im Schutz älterer Bäume und auf Freiflächen. Das Ergebnis sind artenreiche Mischwälder.
Was den nachwachsenden Bäumen Schwierigkeiten macht, ist in erster Linie das Schalenwild (Rehwild und Rotwild), das den Baumnachwuchs frisst. Die wenig schmackhaften Baumarten bleiben und führen zu unerwünschten Monokulturen.
Uns wurde deutlich, dass eine gut koordinierte Hege des vorhandenen Wildbestandes wichtig ist, da die vom Wild geschälte Rinde die Bäume an einem gesunden Wachstum hindert und den Baum ökologisch und wirtschaftlich entwertet.
Da viele junge Bäume und Sträucher für das Wild eine Delikatesse darstellen, gewährleistet eine angemessene Bejagung des Bestandes durch Jäger einen besseren Wuchs des Waldes. Teilweise kann den Verbissschäden durch Einzäunungen entgegengewirkt werden, im großen Umfang ist dies jedoch schwer realisierbar und sehr kostspielig. Ein Wald, der sich selbst verjüngen kann, ist günstiger, gesünder, ökologischer und wirtschaftlicher.
Während der Waldbegehung hat Revierförster Timo Hans uns wertvolle Einblicke in seine Arbeit gegeben. Er und der Wald freuten sich über den oft einsetzenden Regen etwas mehr als die Wandergruppe, dennoch war dieser Waldgang sehr kurzweilig und erkenntnisreich. Wir haben ein eindrückliches Bild von der Wichtigkeit nachhaltiger Forstwirtschaft erhalten und freuen uns auf eine gute Zusammenarbeit im Rahmen unserer politischen Arbeit.